Hallo,
ich weiß nicht, welche Altersgruppe hier allgemein stark vertreten ist, insbesondere welchen Alters die Leute sind, die sich zu diesem Thema geäußert haben. Ich kann es in diesem Fall ziemlich schlecht einordnen. Vielleicht gibt es den einen oder den anderen, der mittleren oder älteren Alters ist. Ob sich vielleicht jemand hier mit Pharmazie beschäftigt hat oder in Geschichtsbüchern gestöbert hat? Naja, man kann sich ja nicht mit allen Dingen beschäftigen und gut auskennen. Das ist ganz klar. Nun, vielleicht ist das Folgende interessant für euch.
Seit Anfang der 60er Jahre fiel mir auf, daß die Medien, von Zeit zu Zeit, die gleiche Schlagzeile bringen: "JETZT UND HEUTE ist es mit unseren Kindern und Jugendlichen ganz arg schlimm, was Alkohol und andere Drogen anbelangt. Es ist eine Art Joker, wenn es mal keine sensationellen Nachrichten gibt. Es ist ein Joker, der immer ankommt und immer geglaubt wird. Verblüffend eigentlich! Immer heißt es dann, ja ja, vor 10 oder 20 Jahren war das noch nicht so schlimm. Meine Sicht der Dinge ist jedoch, daß es in den letzten 50 Jahren keine so drastischen Unterschiede gegeben hat. Sicher, hier und da gab es mal Spitzen und Tiefen, doch die gibt es immer und überall.
Was sind das für Leute, frage ich euch, die in ihren Medizinschrank amphetaminähnliche Grippemittel, Benzodiazepine zum Entspannen und Schlafen, opiathaltige Schmerzmittel und Hustenblocker, sowie verschiedene potente Halluzinogene gegen Husten, Übelkeit und Schlaflosigkeit haben und dann die Stirn haben, den Kindern und Jugendlichen vorzuwerfen, sie würden Drogen konsumieren und wie schädlich das alles doch ist. Ihre Weste ist ja blitzblank, denn Medikamente sind ja keinen Drogen, was? Höchstwahrscheinlich besitzen Erwachsene in ihrer Hausapotheke nicht die ganze, oben aufgelistete Palette an Medikamenten. Doch genügt es schon, nur einen oder zwei, drei dieser Mittel zu besitzen und zu nutzen. Eine Frechheit wäre es, selbst z.B. ein amphetaminähnliches Grippemittel zu konsumieren, um sich für den Job fit zu machen, aber dem 15-jährigen Jungen Vorhaltungen zu machen, weil er z.B. Speed während einer Party benutzt. Ebenso mutet es höchst lächerlich an, als Erwachsener ein opiathaltiges Schmerzmittel zu nehmen, um besser drauf zu sein, aber die 16-jährige Tochter anzuklagen, weil sie zum relaxen einen codeinhaltigen Hustensaft trinkt.
Wir leben in einer ganz gefährlichen Zeit der Doppelmoral.
Und überhaupt, was die ach so gute alte Zeit anbelangt, als es angeblich noch kaum Drogen gab. Haben unsere Eltern und Großeltern vergessen, daß in den goldenen Zwanzigern Morphin und Cocain, nicht nur in Künstlerkreisen, gang und gäbe war? Haben nicht die Eltern unserer Großeltern seinerzeit Cannabis nicht nur gegen Asthma aus der Apotheke geholt? Rauchten sie nicht nur gegen den schlimmen Husten Dr. Körbers Asthma-Zigaretten, die aus Atropin, Scopolamin und teilweise auch aus Cannabis bestanden? Und was ist mit Heroin No. 4 von Bayer, das ganz selbstverständlich ihren Platz in der Erkältungsmedizin hatte?
Wissen die Leute wirklich nicht, daß im 19. Jahrhundert Morphinsucht z.B. in England zur Seuche wurde, weil so viele Familien von der Oma bis zum Baby süchtig waren??? Mit was wurde es behandelt in den Sanatorien? Mit Cocain! Was gab man seinerzeit dem Alkoholiker, um ihn gegen die Sucht zu therapieren? Morphin!
Wie steht es mit bekannten Ortsnamen wie Pilsen? Waren das nicht jene Orte, an denen das Bier, das es überall öffentlich zu trinken gab, mit Solanaceen (= Halluzinogene wie Atropin und Scopolamin) gepanscht wurde? Für das damalige Volk war es ganz normal, solche Getränke zu sich zu nehmen: Gegen den bösen Zahnschmerz, aber auch und vor allem zum Genuß. Opiumtinktur wie etwa Laudanum gab es quasi an jeder Ecke für fast kein Geld zu kaufen, denn es war die Droge der Armen. Noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts hat man damit Tausende von Babys und Kleinkindern umgebracht, weil man sie damit beruhigen wollte. In der Tat, waren dann viele Kinder für immer ruhig. Man nahm es gegen allerlei Krankheiten und Wehwehchen, gegen den Hunger und zum Schlafen, sowie zum Genuß. Kennt jemand noch die pharmakologisch hochwirksamen Latwerge? Eine Latwerge ist ein Mus aus Zuckersirup mit Opium oder Solanaceen (auch als Mix zu haben) oder bestimmten Pilzen (Psylocibin) oder Amanita Muscaria (Fliegenpilz).
Lange Zeit haben sich die Leute auf dem Jahrmarkt damit vergnügt Lachgas zu inhalllieren, denn das gab es, genau wie Opium und vieles andere mehr, an den Jahrmarktbuden.
DAS sind sie: Die guten alten Zeiten, als es noch keine Drogen gab.
Einfach lächerlich!!!!
Kurz zum Alkohol: Ich denke, ich kann mir einen Reim darauf machen, weshalb z.Zt. das Saufen so in ist, wenn es denn wirklich stimmen sollte. Die Jugendlichen werden immer und überall nach Drogen untersucht, Führerscheine werden eingezogen usw. Das kostet alles viel Geld. Kein Wunder, daß die Jungen die Schnautze voll davon haben und sich auf Alkohol verlegen. Aber ist das wirklich so viel besser als Drogen? Sind unsere Medikamente so viel besser als die Drogen vom Dealer (mal von Streckmitteln abgesehen)?
Was hatte ich da vorhin gelesen, Cannabis würde die Psyche mehr beeinträchtigen, als der Alkohol? Wie das denn? Ist ein Betrunkener etwa ein eingenehmerer Gesprächspartner, als ein Bekiffter? Wieviele soffen sich in den Dellirium und in den Tod? Wievielen geschah selbiges mit Cannabis? Es ist so gut wie UNMÖGLICH sich mit Cannabis in den Tod zu rauchen! Welches war die Droge, die zu Aggressivität und Schlägereien führte? Cannabis etwa? Wäre mir neu. Ein betrunkener, stinkender, grölender, aggressiver, um sich schlagender Mann ist also symphatischer, weil psychisch weniger beeinträchtigt, als ein Bekiffter? Wann jemals sah man es, daß sich Bekiffte geprügelt hätten?
Vor und im Mittelalter, in der frühen Neuzeit bis heute: Überall war es ganz und gäbe, daß Kinder und Jugendliche mit den Eltern zusammen Alkohol tranken. Schaut euch doch einfach die alten Gemälde an, z.B. niederländische. Da gibt es Saufszenen der ganzen Familie zuhauf!
"Nichts macht einen Menschen mehr zum Narren, als der Genuß von Alkohol", stand auf einem dieser niederländischen Gemälde. Ich finde, da ist ganz viel dran.
viele Grüße