Was mit einer erzwungenen Landung eines Flugzeugs begann, hat sich zu einer großen Krise ausgeweitet. Nachdem die EU und die USA Sanktionen erlassen haben (siehe Beispielsweise hier:
https://www.consilium.europa.eu/de/.../eu-imposes-sanctions-on-belarusian-economy/# ) reagierte Lukaschenko mit dem neuen Druckmittel "Flüchtlinge" und einem staatlich organisierten Schleuserdienst (an dem übrigens auch Firmen aus der EU kräftig verdienen, und der auch von Kräften aus der Türkei und der Arabischen Halbinsel unterstützt wird):
Wie der Machthaber in Minsk Migranten für seine Ziele einsetzt und damit eine Entschärfung des Konflikts mit der EU erschwert.
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Zum Teil ist diese Taktik erfolgreich, denn die EU zeigt wenig Einigkeit und wenig Sinn für eine konzentrierte Vorgehensweise, mit der man diese Krise schon lange hätte beenden können.
Das Chaos an der polnisch-belarussischen Grenze macht deutlich: Die EU ist überfordert und zerrissen. Zudem steckt sie in einem Dilemma.
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Immerhin soll nun ein neues, noch stärkeres Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht werden, dass tatsächlich eine Art Dolchstoß gegen Weißrussland sein könnte. Dies will Lukaschenko natürlich verhindern, und greift zu einem Druckmittel, dass die Situation sehr schnell eskalieren lassen könnte:
Polen erwägt, die Grenze zu Belarus ganz zu schließen. Der belarussische Machthaber Lukaschenko will dem zuvorkommen und Pipelines sperren. Die aber gehören dem russischen Energiekonzern Gazprom.
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Nachdem Weißrussland sich in den letzten Jahren immer wieder deutlich vom östlichen Nachbarn distanziert hat, das Land durch diese Krise deutlich näher an Russland gerückt, und einige Maßnahmen Lukaschenkos dürften ihren Ursprung im Kreml haben - zumindest ohne Absprache wird keine der Aktionen durchgeführt worden sein. Wie sieht es nun mit der Drohung des Abbruchs des Gastransits aus?
Auf der einen Seite wäre dies ein direkter Angriff auf Russland und seine wirtschaftlichen Interessen, auf der anderen Seite kann das auch so manchem aktuell in der Schwebe befindlichem Projekt wieder neue Flügel verleihen (Nordstream 2). Zwar sind grundsätzliche Emanzipierungsversuche von Lukaschenko auch gegenüber Russland durchaus nicht unrealistisch, allein schon um eine starke Verhandlungsposition zu Gewinnen, aber in der aktuellen Situation wohl unwahrscheinlich. Umgekehrt könnte Russland durchaus sein Spiel mit Weißrussland treiben, in dem es etwa eine Drohkulisse Lukaschenkos duldet, um sie später für eigene Zwecke auszunutzen. Ein ähnliches Vorgehen hat man ja im Fall der Ukraine erlebt.