mehr abschirmung heißt aber auch mehr material...
Wenn man vom gleichen Material in gleicher Anordnung spricht, ja. Genau das beides sind aber variable Faktoren. Neue Materialien könnten einen deutlich besseren Strahlenschutz ohne Gewichtszuwachs ermöglich, das ist aber spekulativ. Real hingegen ist die Erhöhung des Strahlenschutzes durch eine angepasste Architektur. Platziert man die wesentlichen Crewbereiche im Kern des Raumschiffs, sekundäre Bereiche (bspw. hydroponische Gärten mit optimierten Pflanzen) sowie Versorgungsanlagen (bspw. Wassertanks des Recycling-Systems) aber konzentrisch außen herum, dann erreicht man ohne zusätzlichen Materialaufwand eine höhere Abschirmung. Dafür gibt es mehr Probleme mit der künstlichen Schwerkraft (denn für die wäre es einfacher, wenn die Crewbereiche außen lägen).
Dieses Prinzip wird beim zukünftigen Orion-Raumschiff (also jenem der NASA
) bereits angewendet. Die normale Konstruktion schützt vor der durchschnittlichen Strahlenbelastung im interplanetaren Raum hinreichend für die Missionsdauer, zusätzlich gibt es Strahlenmessgeräte, die Veränderungen detektieren. Melden diese temporär deutlich höhere Strahlenbelastungen (Van-Allen-Gürtel, Strahlenausbrüche der Sonne), so könnte die Crew Schutzwesten verwenden (
https://www.space.com/40590-anti-radiation-life-vest-deep-space.html), zudem würden sie sich ins innere des Raumschiffs zurück ziehen und dort gelagertes Material weiter nach außen platzieren (
https://www.nasa.gov/feature/scientists-and-engineers-evaluate-orion-radiation-protection-plan).
Für die Dauer sowie die Belastungen im interstellaren Raum müsste es natürlich dauerhaftere Schutzmechanismen geben. Bei temporär höherer Strahlung ergibt da die erwähnte künstliche Magnetosphäre (die sehr viel Energie braucht, die aber zumindest zum Teil durch die Strahlung wieder generiert werden könnte) durchaus Sinn. Nur muss man die erstmal konstruiert bekommen (in den notwendigen Dimensionen).
Gut möglich, dass auch die normale Strahlung in den Energiehaushalt mit einbezogen wird und daher entsprechende Systeme für den Schutz sorgen. Denn wie gesagt, irgendwie muss man an Energie kommen.
was meinst du mit unterschiedlichen bereichen im interstellaren raum?
Jeder Stern ist umgeben von einer Astrosphäre (bei unserer Sonne heißt diese Heliosphäre), die durch den jeweiligen Sternenwind (Sonnenwind) gebildet und gekennzeichnet ist. Das ist der interplanetare Raum. Den Rand der Astrosphäre (Heliosphäre) bildet die heiße Randstoßwelle, dahinter folgt in der Astrohülle (Heliohülle) die Vermischung des Sternenwinds mit dem interstellaren Medium bis zu der äußersten Schicht, der Astropause (Heliopause). Dahinter kommt dann der interstellare Raum, der aber nicht ein großes homogenes "Nichts" ist, sondern angefüllt mit einem sehr heterogenen interstellaren Medium mit unterschiedlichen Dichten, Strahlungsintensitäten und Temperaturen (das geht alles Hand in Hand miteinander), die sich zudem durch äußere oder innere Einflüsse auch ändern können. Zwar wissen wir schon einiges, aber vieles eben noch nicht, und am allerwichtigsten, wir wissen nicht, was wir alles noch nicht wissen. Wissenschaftliche Ideen dazu gibt es viele. Wenn wir diesen Raum besser verstehen und seine Phänomene kartieren können, dann wäre es möglich, die Route entsprechend der Strahlungsintensität zu planen und "Strahlungsriffen" aus dem Weg zu gehen (genau wie die frühen Entdecker der Welt genaue Karten für sichere Schiffsrouten erstellten).
nix gegen elon musk, aber der gedanke, dass der mars sowas wie ein 2. ferienhaus ist, auf dem man es sich gemütlich machen kann, wenn bei uns chaos herrscht, ist irrsinnig.
Jap, dabei sind die Utopien bezüglich Terraforming, die ja besonders in der Science-Fiction der siebziger und achtziger Jahren intensiv aufgekommen sind (auch wenn die Idee selbst schon älter ist), nicht grundsätzlich unrealistisch. Es würde halt bloß eine unvorstellbar lange Zeit (aus menschlicher Perspektive) dauern und unglaublich viel Aufwand (aus heutiger Sicht) erfordern, bis der Mars beispielsweise so umgeformt sein würde, dass "normales" Leben möglich ist. Sowas wie das Genesis-Projektil gibt es halt nicht, und kurz- und mittelfristig wird er uns definitiv kein Rettungsboot sein.
Solange wir die Umweltprobleme hier auf der Erde selbst nicht lösen können, die eigentlich beste Voraussetzungen bietet, ist es ziemlich utopisch anzunehmen, dass es auf einem anderen Planeten mit der Umgestaltung schaffen. Insofern muss ein Zielplanet für das Generationenraumschiff auch so beschaffen sein, dass er eine direkte Besiedelung erlaubt oder Anpassungen mit geringem Aufwand ermöglicht. Idealerweise muss man das aus der Ferne feststellen können, damit wirklich nur zu den aussichtsreichsten Planeten unbemannte Sonden zur Detailaufklärung losgeschickt werden müssen. So oder so verkompliziert und verlängert dieser Umstand natürlich ein derartiges Unterfangen nochmal deutlich.
Und eins wär sicher auch zu wenig, müsste eine ganze Flotte sein. Weil dann steigt die Wahrscheinlichkeit erfolgreich zu sein.
Und am besten zu unterschiedlichen Zielen, auch das erhöht die Erfolgsaussichten. Bloß werden diese Kolonien vermutlich nie enger materiell interagieren können (solange das Geschwindigkeitsproblem nicht gelöst ist). Und wenn es gelöst ist, bietet solch eine Situation perfektes Potenzial für zukünftige Konflikte. Oder wird sich die menschliche Natur bis dahin dermaßen verändert haben, dass das nicht mehr realistisch ist?